Geschichte des Weinbaus

 

Frühgeschichte

Schon lange Zeit, bevor die Menschen die Erde bevölkerten, gab es bereits mehrere Arten der Rebe. Funde von Pflanzenresten reichen bis in die Kreidezeit vor 140 Millionen Jahren zurück. Und in den Gesteinsschichten des Tertiärs - das war vor gut 80 Millionen Jahren - fand man Samen unterschiedlicher Rebsorten. Auch die Steinzeitmenschen, die ca. 10000 v. Chr. lebten, haben regelmäßig Trauben gegessen. Traubenkerne in den Abfallhaufen der Höhlen beweisen dies.
Die ältesten Zeugnisse von Kulturreben und damit von den Anfängen des Weinbaus kommen aus Kleinasien, vorwiegend aus Mesopotamien. Fachkreise sehen es als erwiesen an, dass dort bereits vor 10.000 Jahren Wein hergestellt wurde. Das schließt man aus Preßrückständen offensichtlich vergorener Trauben, die man im Zweistromland fand.

Dieses vermutlich erste Weinbauland war einst eine bedeutende Kulturlandschaft, die später versteppte. Mesopotamien gehörte zu Babylonien und Assyrien, heute liegt dieses Gebiet größtenteils im Irak.

Die Bibel erwähnt Wein erstmals im Buch Moses. Stammvater Noah gilt demnach auch als Ahnherr der Winzer. Wenn man dem Alten Testament Glauben schenken darf, dann war eine seiner ersten Arbeiten nach der Rettung vor der Sintflut die Anlage eines Weinberges. So steht geschrieben: "Noah aber fing an und ward ein Ackersmann und pflanzte Weinberge."

Um 7000 v. Chr. wird erstmals im Niltal in Äqypten aus Trauben ein Presssaft gewonnen und durch Gärung konserviert.

Seit Jahrtausenden wird dem Wein auch Heilkraft zugeschrieben. Perser und Sumerer nutzen ihn als Arznei, Ägypter hielten ihre Kenntnisse vom Wein als Heilmittel für Vielerlei Gebrechen auf Papyri fest.
Diese Erkenntnisse wurden in die Heilkunde der Römer übernommen und weiterentwicke lt. Caesar verpflichtete seine Soldaten, täglich einen Liter Wein zu trinken, um die Widerstandsfähigkeit gegen ansteckende Krankheiten zu stärken. Auf Feldzügen wurde das Quantum verdoppelt.
Daß aber erst die Römer die Kulturreben nach Germanien einführten, wird von den Historikern für unwahrscheinlich gehalten. Vermutlich gab es schon Weinbau, als die Eroberer aus dem Süden eindrangen.

 

Der älteste Wein
Mitteleuropas und
Österreichs

Von kulturgeschichtlicher Bedeutung ist der bisher älteste Nachweis von Wein(trauben) in Mitteleuropa. Die beiden in einer Siedlungsgrube von Stillfried an der March (NÖ) entdeckten Weinkerne stammen eindeutig von Kulturwein (Vitis vinifera ssp. vinifera) und können nach der Radiokarbondatierung in das 10./9. Jhdt. v. Chr. datiert werden. Die beiden Samen sind verkohlt und haben sich so durch die Jahrtausende in einer spätbronzezeitlichen Siedlungsgrube von Stillfried erhalten.

 

Der älteste Wein
Burgenlands

Das burgenländische Zagersdorf im Bezirk Eisenstadt kann für sich in Anspruch nehmen, das möglicherweise älteste Weindorf des Burgenlands zu sein Denn in einem Grabhügel aus der Hallstattzeit, etwa um 700 v. Chr. angelegt, wurden Traubenkerne entdeckt, die eindeutig der Kulturrebe vitis vinifera zugeordnet werden konnten. Es gilt als sicher, daß die Volksgruppe der Kelten, die damals und noch Jahrhunderte später unter anderem diesen Raum und die heutige Südsteiermark besiedelte, bereits wußte, daß man Trauben nicht nur zum Essen verwerten kann.

 

Römerzeit

Mit den Römern kamen 15 v. Chr. Innovationen im Weinbau - und eine Nachfrage wie nie zuvor. Sowohl die Garnisonen entlang der Grenze der neuen Provinz Noricum in den Ostalpen als auch die neu aufblühenden Städte wie Carnuntum mit 70.000 Einwohnern und Vindobona, das heutige Wien, verlangten nach Wein. Becher, Trinkschalen, Krüge und Flaschen und sogar die Reste einer Weinpresse aus jener Zeit wurden von Archäologen zutage gefördert.

 

Mittelalter

In den Wirren der Völkerwanderung und auch innerlich geschwächt, gaben die Römer gegen Ende des 5. Jahrhunderts n. Chr. Noricum auf (es fiel später an die Franken, dann an die Slawen und Awaren). In dieser unruhigen, langwährenden Phase der Völkerwanderung kam der Weinbau fast zum Stillstand, starb aber nicht gänzlich aus.

Erst Karl der Große (742- 814), der über ein Gebiet von Friesland bis Ungarn gebot, konnte die politische Situation konsolidieren und auch den Wein in seiner Ostmark wieder beleben. Reisende Experten (eine frtühe Form der "Flying Winemakers") brachten Weinwissen und neue Reben. Ihm und dem berühmten Traktat "Capitulare de villis" ist es zu verdanken, dass nicht nur die Traubenpresse eingeführt, sondern die Rebsorten neu klassifiziert wurden: Was als gut erachtet wurde, erhielt den Namen "fränkisch" und der Blaufränkisch wird in Österreich noch heute angebaut.

In der Folge gingen bedeutende Impulse von der Kirche aus. Im Burgenland waren es Zisterziensermönche aus dem Burgund, die neue Ideen und neue Rebsorten verbreiteten. Schon vor Jahrhunderten wurde österreichischer Wein bis in den baltischen Raum exportiert. Mit dem Handel kamen Wohlstand und Qualitätsbewusstsein.

Erste schriftliche Erwähnungen von Weingärten im Joiser Gemeindegebiet finden sich im Stadtarchiv von Bruck a.d. Leitha, da die Gemeindegrenzen der Stadt im Mittelalter weit in heutiges burgenländisches Gebiet reichten. Bis in das 14. Jh. zurück lassen sich Besitzungen und Verpachtungen der Stadt Bruck auf Joiser Gebiet zurückverfolgen. Des Weiteren war die Stadt Bruck durch Ihre besondere Lage, als damals einziger Übergang über die weitgehend versumpfte Leitha zw. Österreich und Ungarn, die bedeutendste und wohlhabendste Handelsniederlassung in unserer Gegend und kamen so zu sehr vielen Besitzungen auch auf ungarischem Gebiet, u.a. bis nach Ödenburg. Die ältesten Bezeichnungen der heute noch bekannten Joiser Edelhöfe gehen auf die Stadt Bruck, ,,Großer und Kleiner Bruckerhof" und auf eine Brucker Ritterfamilie, namens ,,Lattes" zurück, die von diesen Höfen aus die Weingartenbesitzungen der Stadt bewirtschafteten.

Aufgrund der gewaltigen Produktionssteigerung im 14. Jahrhundert wurden Einfuhr- und Verkaufsverbote für ortsfremden Wein erlassen. Im 16. Jahrhundert erreichte der Weinbau in Österreich seine größte Ausdehnung.

Aus Aufzeichnungen gehr hervor, dass Bruck in guten Jahren bis zu 60.000 Eimer (1 Eimer= ca. 56,5 I) Wein fechste. Diese Menge kann heute nicht im entferntesten mehr erreicht werden, da durch die folgenden Kriegswirren (ersten Türkenkriege) viele Weinanbaugebiete verwüstet und aufgelassen wurden. Das ganze Gebiet des heutigen Truppenübungsplatzes und der Joiser Trift war einmal Weingarten gewesen.

Neuzeit

1524 verleiht Königin Maria von Ungarn den Bewohnern von Geusz das Privileg die Weinfässer mit einem ,,G" zu versehen und gestattete damit die freie Weinausfuhr. So war es schon damals möglich, Joiser Wein nach Bayern, Mähren und Polen auszuführen. Dieses Privileg zur freien Weinausfuhr hatten zu dieser Zeit nur die Gemeinden Neusiedl am See, Rust und Jois, wodurch die Bedeutung der Joiser Weine bereits zur damaligen Zeit bestätigt wird. Noch heute ist im Joiser Gemeindewappen das ,,G" der Weinfässer erhalten.

Nach dem Urbar der Herrschaft Ung. Altenburg von 1643 liegen im Gemeindegebiet von Jois 3 Weingärten und zwar in den Hohen Jungenbergen und in den Übermassen. 1644 besitzt Hieronimus v. Oberheimv zu Geoss drei Weingärten in den Rieden Steinern, Auflangen und Jungenbergen. In der Zeit von 1636-1642 (6 Jahren) erntete er 729 Eimer Wein.

Das 17. Jahrhundert war keine gute Zeit für die Weine Europas. Das Aufkommen des Bieres, steigende Zölle und die Folgen des Dreißigjährigen Krieges und der Türkenkriege hatten zur Folge, dass viele Weingärten aufgelassen wurden.

Im 18. Jahrhundert schafften zwei außergewöhnliche Herrscher endlich Abhilfe. Kaiserin Maria Theresia (1717-1780) vereinheitlichte die Besteuerung und half, den Weinbau in ihrem Reich wieder aufzubauen. Unter der Regierung ihres Sohnes Kaiser Josef II. wurde 1784 ein Dekret erlassen, dass den Bauern erlaubte, die eigene "Fechsung", die hofeigenen Produkte wie Brot, Käse und natürlích auch Wein im eigenen Haus zu verkaufen und zahlenden Gästen zu servieren. Der Heurige war geboren.

Nach einer Zeit der Blüte folgte die größte Katastrophe, die der europäische Weinbau je erlebt hat. Ein Kälteeinbruch im 19. Jahrhundert, die aus Amerika eingeschleppten Pilzkrankheiten (Oidium, Peronospora) sowie die sich gegen Ende des Jahrhunderts explosionsartig verbreitende Reblauskatastrophe verwüsteten ganze Weinbaugebiete.

Für den Weinbau war die Zeit um den Zweiten Weltkrieg insofern bedeutend, als das deutsche Weingesetz mit seinen Klassifizierungen auch in Österreich eingeführt wurde und während der Besatzungszeit die Altweinbestände größtenteils geleert oder zerstört wurden, ein Echo von Napoleons Armee, die Österreichs Keller schon einmal leer getrunken hatte. Im Geiste des Wiederaufbaus während der Nachkriegszeit wurden vor allem die alten Strukturen des Weinbaus durch Rationalisierung und Mechanisierung geändert. Die Umstellung auf Hochkulturen (Lenz Moser) ermöglichte den Einsatz moderner Geräte und die Steigerung der Produktivität.